Migrationsdatenquellen
Die Nachfrage nach Migrationsdaten, die sich aus der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung ergibt, hat die internationale statistische Gemeinschaft dazu veranlasst, die Nutzung nationaler Quellen für Migrationsdaten, darunter Volks- und Haushaltszählungen, Haushaltserhebungen und administrative Aufzeichnungen, zu überprüfen. Es besteht auch verstärktes Interesse an der Suche nach alternativen Quellen, um die Erfassung und Analyse von Migrationsdaten zu optimieren.
Die bessere Nutzung und das bessere Verständnis von bestehenden Datenquellen sind wesentlich, um Migrationsmanagement und -politik zu verbessern. Informationen über Migration stammen aus diversen Datenquellen, die ihre Stärken und Beschränkungen haben und verwendet werden können, um unterschiedliche Migrationsstatistiken zu erstellen.
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Back to topDefinition
Quellen für Migrationsdaten lassen sich grob in drei Kategorien einteilen:
Statistische Datenquellen: Zu diesen Quellen gehören nationale Bevölkerungs- und Haushaltserhebungen. Daten aus diesen Quellen werden erhoben, bereinigt, bearbeitet, zugeschrieben, aggregiert und verwendet, um offizielle Statistiken zu erstellen.
Administrative Datenquellen: Die meisten Länder haben administrative Verfahren, um Ausländer zu registrieren oder Aufenthaltsgenehmigungen zu erteilen. Beispiele dafür sind Touristenvisa, Arbeitsvisa und Studienerlaubnisse. Obwohl sie als Quelle von Migrationsstatistiken in vielen Ländern noch nicht voll anerkannt sind, können diese Verwaltungsakten in gewissem Maß den Bestand an Migrantinnen und Migranten und Migrationsströmen identifizieren und analysieren.
Innovative Datenquellen: Aufgrund des rasanten technologischen Fortschritts ist eine wachsende Menge an migrationsbezogenen Informationen jetzt aus der Privatwirtschaft vorhanden. Eine nie dagewesene Datenmenge, allgemein unter dem Begriff “Big Data” bekannt, wurde durch die Nutzung digitaler Geräte wie Handys, von Internetplattformen wie sozialen Netzwerken und von Online-Zahlungsdiensten generiert. Eine zunehmende Menge an Forschungsarbeiten versucht, die unterschiedlichen Arten und Weisen zu präsentieren, wie die Nutzung und Analyse von Big Data dabei helfen können, Zwangsvertreibung, transnationale Netzwerke, Menschenhandel genauer wiederzugeben oder Geldtransfers von Migrationsströmen einzuschätzen.
Aktuelle Trends
Im September 2015 nahm die Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung an. Die Agenda erkennt die internationale Migration als integralen Bestandteil einer nachhaltigen Entwicklung an. Darüber hinaus enthält die New Yorker Erklärung für Flüchtlinge und Migrantinnen und Migranten mehrere Verweise auf die Wichtigkeit der Erfassung besserer Daten.
Die Einbeziehung der Migration in den neuen globalen Entwicklungsrahmen bringt mehrere neue Herausforderungen für die auf nationaler Ebene verwendeten statistischen Systeme mit sich. Es werden eine bessere Nutzung bestehender Datenquellen und auch die Entwicklung neuer Methoden zur Erfassung von Migrationsdaten erforderlich sein, insbesondere:
- Volkszählungen werden besser aufgeschlüsselte Daten je nach Migrationsstatus liefern müssen, um sicherzustellen, dass „kein Migrant zurückgelassen wird“ – das Leitprinzip der Agenda 2030. Angesichts der Tatsache, dass die nationalen Vorbereitungen für die Volkszählungsrunde 2020 in vielen Ländern derzeit laufen, sind die Länder aufgefordert, weiterhin Fragen einzuschließen, mit denen Migrantinnen und Migranten identifiziert werden können (Geburtsland, Land der Staatsangehörigkeit und Jahr/Zeitraum der Ankunft), wie in den UN-Grundsätzen und Empfehlungen für Volks- und Haushaltszählungen empfohlen.
- Die Zusammenstellung und Analyse administrativer Daten aus nationalen Quellen werden globale Migrationsströme und politische Reaktionen besser erkennen lassen müssen.
- Die Ergänzung von Erhebungen um Migrationsfragen wird erforderlich sein, um umfassendere nationale und internationale Migrationsdaten zu erfassen.
- Innovative Datenquellen wie Big-Data-Quellen werden besser überwacht und angewendet werden müssen, um Migrationsströme zu verfolgen und sicherzustellen, dass alle Migrantinnen und Migranten registriert werden.
Datenquellen
Volkszählungen und Erhebungen erfassen migrationsbezogene Daten, die für die Erstellung offizieller Statistiken verwendet werden können. Zum Beispiel:
- Volkszählungen generieren Statistiken über den Bestand an Migranten, sozioökonomische Merkmale, Migrationsströme (begrenzt) und einige Auswanderungszahlen. Die Statistikabteilung der UN empfiehlt, drei Kernvariablen in Volkszählungen einzubeziehen, um internationale Migrantinnen und Migranten zu identifizieren. Das sind: (1) Geburtsland, (2) Land der Staatsbürgerschaft und (3) Jahr oder Zeitraum der Ankunft im Land für im Ausland geborene Personen.
- Haushaltserhebungen erheben Statistiken zu verschiedenen Aspekten, darunter die Treiber und die Auswirkungen von Migration, interne Migration, sozioökonomische Merkmale, Auswanderung, Migrantenbestand und Ströme von Zuwanderern und Auswanderern.
- Arbeitskräfteerhebungen produzieren Statistiken über den Migrantenbestand auf dem Arbeitsmarkt.
Administrative Quellen erfassen Daten für andere Zwecke als das Sammeln von Informationen über die Migration, können aber beim Erfassen spezifischer Indikatoren dennoch hilfreich sein. Statistiken, die mithilfe von aus diesen Quellen stammenden Daten erstellt werden, beziehen sich normalerweise auf administrative Aufzeichnungen und nicht auf Menschen. Einige Beispiele für Quellen sind:
- Administrative Register, die eventuell Informationen über bestimmte Personengruppen hervorbringen können, die das Land ihres gewöhnlichen Aufenthalts wechseln und damit per Definition internationale Migrantinnen und Migranten sind.
- Datenerfassungssysteme an Grenzen, die Statistiken über den Strom von In- und Ausländern hervorbringen, die über offizielle Grenzübergänge ein- und ausreisen.
- Visa, Aufenthaltsgenehmigungen und/oder Arbeitsgenehmigungen, die Statistiken über Migrationsströme und Migrantenbestand, Antriebskräfte und Auswirkungen von Migration und sozioökonomische Merkmale hervorbringen können
Innovative Datenquellen—Obwohl die Verfügbarkeit von Migrationsstatistiken aus traditionellen Quellen bis zu einem gewissen Maß nützlich ist, bleiben, wie oben dargestellt, bedeutende Lücken. Handys, Online-Tools und -Plattformen, darunter soziale Netzwerke und Online-Zahlungsdienste, sind zu einer potentiell nützlichen Quelle für Migrationsdaten geworden. Zum Beispiel:
- Big data-Quellen wie soziale Netzwerke und Anrufdetail-Datensätze können Statistiken über Migrationsströme, Ursachen und Auswirkungen von Migration und Binnenmigration hervorbringen.
Zu den Informationen, die innovative Quellen hervorbringen, gehören: Migrationsströme, Ursachen und Auswirkung von Migration, interne Migration, öffentliche Meinung zur Migration und andere.
Back to topStärken und Schwächen von Daten
Abhängig von der Quelle können sich bei der Analyse der verfügbaren Datenquellen für Migration unterschiedliche Stärken und Beschränkungen zeigen.
Statistische Quellen: Diese Quellen, wie Volkszählungen, Haushaltserhebungen und Arbeitskräfteerhebungen, sind allgemein und ermöglichen eine Vergleichbarkeit über Ländergrenzen hinweg; außerdem können sie detaillierte Daten über kleine Bevölkerungsgruppen liefern. Je nach Land werden Erhebungen aber eventuell selten durchgeführt und/oder sind kostspielig. Erhebungen können auch Probleme im Hinblick auf die Stichprobengröße und den Umfang aufweisen und Migrationsfragen werden oft ausgelassen.
Administrative Quellen: Administrative Quellen können detaillierte und kontinuierliche Daten über kleine Gruppen liefern. Doch Visa, Aufenthaltsgenehmigungen und Arbeitsgenehmigungen sind zwar kontinuierlich und umfassend, es fehlen aber vergleichbare Definitionen, Berichterstattung und Verfügbarkeit in unterschiedlichen Ländern oder in unterschiedlichen Ministerien im selben Land. Des Weiteren decken sie oft eingebürgerte oder undokumentierte Einwohner, die über die Gültigkeit ihrer Visa hinaus im Land bleiben, nicht mit ab. Es ist auch wichtig anzumerken, dass die Daten, wenn beispielsweise eine Person mehr als eine Aufenthaltsgenehmigung in einem Jahr erhält oder wenn die Aufenthaltsgenehmigung des Familienoberhaupts auch für die Familienmitglieder gilt, eventuell nicht die Gesamtzahl der im Land lebenden Migrantinnen und Migranten wiedergeben.
Innovative Quellen: Big data-Quellen sind zeitnah und liefern Echtzeitdaten; außerdem bieten sie eine breite Abdeckung und werden automatisch erfasst. Beschränkungen dieser Quellen bestehen dahingehend, dass sie verzerrt sein können und dass bei der Erfassung und Nutzung dieser Daten Fragen des Datenschutzes und ethische Fragen bedacht werden müssen.